Siemens We@GS Gesundheitstage 2018 in München

 

Die Kräuterfrau aus dem Tölzer Land

 

Als Angelika Spöri mit Kräuterwanderung beginnt ist es Interesse. Heute ist es Leidenschaft. Ein Porträt über die Kräuterfrau aus dem Tölzer Land und ihr Engagement auf den We@GS Gesundheitstagen.

 

Es ist früh am Morgen, als Angelika Spöri in dem kleinen Dorfladen ankommt. Die Frühlingssonne scheint ihr ins Gesicht, die Jacke hat sie schon offen. „Die brauchen wir nachher bestimmt nicht mehr.“, sagt sie. Angesagt sind 25 Grad.

 

Es ist das ideale Wetter. Sonnig, nicht zu heiß, nicht zu nass. „Einmal hat es bei einer Kräuterwanderung nur geregnet“, erzählt sie. „Da ist man froh, wenn man sich irgendwo unterstellen kann.“ Aber so sei es eben, wenn man draußen in der Natur ist. Und draußen ist Angelika Spöri viel. „Es gibt nichts Schöneres, als den Arbeitstag draußen zu verbringen.“, sagt sie. 

 

Dort, in der Sonne auf dem Dorfplatz von Geretsried, wo es noch einen Dorfladen gibt, wo man sich noch grüßt, wo die Loisach leise in der Entfernung rauscht und wo der Himmel so blau ist, dass es blendet; dort ist es idyllisch. Dort ist die Welt in Ordnung. „Ich mag diese Route hier im Loisachtal besonders gern. Es ist einfach schön“, erzählt Angelika Spöri und lächelt. Man sieht ihr an, dass sie angekommen ist. Dass sie auf den Wiesen in und um Geretsried bei München daheim ist. Es geht los.

 

Eigentlich wollte Angelika Spöri Psychologie studieren. Geworden ist es dann Oecotrophologie, die Lehre der Ernährungswissenschaft. Eine Wahl, die Angelika Spöri nie bereut hat, ist es doch zu ihrer großen beruflichen Leidenschaft geworden. Die Liebe zur Natur wurde ihr in die Wiege gelegt, betrieben ihre Eltern doch einen landwirtschaftlichen Betrieb in Franken. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Ernährungsberaterin, beispielsweise für Kinder und an wissenschaftlichen Studien zum Thema Mangelernährung bei älteren Menschen. Mit einer Weiterbildung 2010 sollte ihre Karriere eine neue Richtung bekommen.

 

Die Augenbraue der Venus

 

Nach fünf Metern bleibt Angelika Spöri stehen. „Das ist das fantastische an den Kräutern. Sie wachsen überall, wir müssen nur hinsehen.“ Sie pflückt ein unscheinbares Kraut aus dem Boden. Eines jener Kräuter, an dem man unbeachtet vorüber gehen würde. Es hat einen langen grünen Stängel. Davon gehen dünne, kahle Zweiglein ab, an deren Ende ein einzelnes herzförmiges Blatt prankt. Es erinnert ein bisschen an das Zepter der Herzkönigin aus „Alice im Wunderland“. 

 

Am Ende der Pflanze dann ein Krönchen aus kleinen weißen Blüten. Wüsste man es nicht besser, man würde es für Unkraut halten. „Das Hirtentäschel“, erklärt Angelika Spöri wurde früher wegen seiner  blutstillenden Wirkung verwendet. Als Brei wurde es auf Wunden gelegt. „Das allerwichtigste beim Kräutersammeln ist, die Finger von dem zu lassen, was man nicht zweifelsfrei identifizieren kann“, mahnt sie.Die nötige Erfahrung könne man sich auch nicht ergoogeln. Denn anhand von Bildern aus dem Internet lassen sich die Pflanzen nicht zweifelsfrei zuordnen. 

 

Das Wissen um die Kräuter und ihre gesundheitsfördernde Wirkung sollte man sich daher nur unter fachkundiger Anleitung aneignen. Beispielsweise in Wildkräuterführungen, wie sie Angelika Spöri anbietet. „2012 habe ich die Ausbildung der Kräuterpädagogik abgeschlossen. Seitdem sind die Kräuter meine Leidenschaft.“, erzählt sie. Im Frühjahr, Sommer und Herbst ist sie unterwegs, alleine oder mit ihren Gruppen, im Loisachtal, in Kochel oder am Walchensee. 

 

„Das ist die Schafgarbe.“, erklärt sie. In der Hand hält sie ein vielblättriges längliches Kraut mit ausgefransten Enden. „Man nennt sie auch die Augenbraue der Venus.“ Bei genauer Betrachtung ist der Vergleich nicht so weit hergeholt. „Ihre Inhaltsstoffe wurden in der Volksheilkunde beispielsweise bei Menstruationsbeschwerden verwendet.“

 

Kräuter sicherten das Überleben

 

„Die Kombination aus Ernährungswissenschaft und Kräutern finde ich sehr spannend, denn man erhält einen ganz neuen Zugang zur Ernährung.“ Früher standen die heimischen Wildkräuter regelmäßig auf dem Speiseplan der Bevölkerung. Bis in die Nachkriegszeit waren sie sogar überlebenswichtig, wenn es im Frühjahr nicht genug Nahrung gab und die Wintervorräte aufgebraucht waren. Dann wurde aus Löwenzahn beispielsweise Salat gemacht. 

 

Vor dem Durchbruch der modernen Medizin waren die Kräuter auch Heilmittel. Im Mittelalter wurden ihre diversen gesundheitsfördernden Wirkstoffe zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. „Das war für die Kräuterfrauen damals jedoch lebensgefährlich.“, erzählt Angelika Spöri. „Viele dieser Frauen wurden als Hexen verbrannt, da sie das Wissen und damit Macht hatten.“

 

Die Kräuter dienten auch als Hausapotheke, die an Maria Himmelfahrt, also Mitte August, gesammelt und getrocknet wurden und im Winter als Medizin Verwendung fanden. 

 

Kräuter in der betriebliche Gesundheit

 

Wer nun denkt, die Kräuterkunde sei nur etwas für Hausmütterchen oder Yoga-Begeisterte mit einem Hang zum Esoterischen, der irrt. Auch in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge ist das Wissen um Scharbockskraut und Co angekommen.

 

Das Thema Ernährung und Kräuter ist auf den We@GS Gesundheitstagen regelmäßig vertreten. Gemeinsam mit Kollegen der Siemens Betriebskrankenkasse beantwortet Angelika Spöri als Kräuterexpertin, alle Fragen der Besucher rund um das Thema Wildkräuter. „Ich finde den Einsatz, den Siemens hier für seine Mitarbeiter leistet ganz toll. Dass es ein solches Angebot gibt, ist ein Qualitätskriterium für eine Firma.“, erklärt sie.

 

Die Gesundheitstage sind Teil des We@GS Programms und dauern eine Woche Sie finden in Kooperation mit der Siemens Betriebskrankenkasse, Siemens Health Promotion, Siemens Medical Services und Siemens Social Counseling jedes Jahr am Siemens Standort München Perlach statt. An Markständen können sich die Mitarbeiter über verschiedene Themen schlau machen und ausprobieren, so z.B. Herzratenvariabilitätsmessung oder Wildkräuter. We@GS, das sind Kurse und Vorträge zu den Themen Gesundheit, Burn-Out-Prävention und Arbeitstechniken für die Kollegen von Siemens Global Services. Denn gesundheitliche Vor- und Fürsorge ist wichtig.

 

Frau Spöri lächelt. Es ist ihr zweiter Tag auf den We@GS Gesundheitstagen. Der Andrang am Kräuterstand ist groß. Alle möglichen Kräuter sind aufgereiht auf dem kleinen Stand; es blüht und grünt wie auf den Wiesen im Loisachtal. „Ich mache die Gesundheitstage einfach gern. Wenn die Leute zu meinem Stand kommen und ein kleiner Funke der Begeisterung für die Kräuter überspringt, das macht einfach Spaß.“, sagt sie und hält dabei ihr Lieblingskraut in den Finger, die Schafgarbe, die Augenbraue der Venus. 

 

Autor: mit freundlicher Genehmigung von Barbara Jesch (Siemens AG)